Erinnerungen (auf)bewahren

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Im September 2020 starb meine Oma. Mit ihrer lieben, humorvollen und manchmal auch recht trockenen Art hatte sie mich durch mein Leben begleitet und durch ihren Tod eine große Lücke hinterlassen.

Als sie etwa einem Jahr vor ihrem Tod von der eigenen Wohnung ins Betreute Wohnen zog, passierte etwas für mich wirklich Schönes. Ich wurde gefragt, was ich gerne von ihr als Erinnerung behalten möchte. Sie konnte ja eh nur einen Bruchteil ihrer Sachen und Möbel in das kleine Zimmer im Wohnheim mitnehmen.

Und so erlebte sie noch mit, wie ich voller Dankbarkeit die Märchenschallplatten annahm, die ich als Kind immer bei ihr gehört hatte. Ich habe keinen Plattenspieler mehr, aber darum ging es nicht.

Allein der Anblick der Platten in meinem Wohnzimmerregal lässt mich jedes Mal lächeln und an meine Oma denken.

Schneewittchen und meine Oma gehören für mich einfach zusammen.

Ich finde den Gedanken tröstlich, dass sie noch bewusst mitbekommen hat, welche Dinge ihre Kinder und Enkel sich als Andenken an sie selbst ausgesucht haben. Es waren keine wertvollen Dinge, sondern besondere Erinnerungen – für jeden von uns zählte etwas Anderes.

Wohl jeder von uns – und sei er noch so minimalistisch – besitzt Dinge, die er aufhebt, weil sie ihn an Menschen oder Erlebnisse erinnern.

Erinnerungen sind beim Ausmisten die schwerste Kategorie

Beim Ausmisten ist die Kategorie “Erinnerungen” die emotionalste und deshalb auch schwierigste. Kein Wunder, dass auch Magic-Cleaning-Queen Marie Kondo diese Kategorie ans Ende ihrer Ausmistreise stellt.

Nicht jeder Quatsch muss aufgehoben werden, wirklich nicht! 

Frage dich beim Aussortieren deiner Erinnerungsstücke, was genau dich mit jedem einzelnen Ding verbindet. Höre in dich hinein, wenn du es in den Händen hältst. Nicht immer sind es gute Gefühle, die da hochkommen:

  • Liebesbriefe aus einer längst vergangenen Beziehung, deren Ende dir große Schmerzen bereitet hat
  • Geschenke oder Erbstücke, die die nie wirklich mochtest, aber aus Höflichkeit aufgehoben hast
  • Fotos von dir, auf denen du dich ganz und gar nicht magst (halt, nicht ALLE Fotos wegwerfen ;-))

Bewahre nur die Dinge auf, die bei dir ein gutes Gefühl hinterlassen und dich zum Lächeln bringen. Ein bisschen nostalgischer Herzschmerz oder auch Trauergefühl darf dabei sein, zum Beispiel wenn es um eine verstorbene Person geht. Die positiven Gefühle und guten Gedanken sollten unbedingt überwiegen. 

Wie ich meine Erinnerungen aufbewahre

Ich besitze nur noch einen einzigen Karton, in dem ich persönliche Erinnerungen aufbewahre. Diesen schaue ich regelmäßig durch, und fast immer findet sich wieder etwas, das mein Leben nun für immer verlassen darf. Es kommen auch immer wieder neue schöne Erinnerungen dazu. Ein ewiger Kreislauf, wie das Leben selbst.

Manchmal mache ich Fotos von den Dingen, bevor ich sie gehen lasse.

In meinen Wohnzimmerregalen stehen sorgfältig ausgewählte Erinnerungsstücke wie die Schallplatten meiner Oma, ein von meiner Uroma selbst gebasteltes Kastanienmännchen in einer von ihr geerbten Porzellantasse und viele gerahmte Fotos.

Fazit

Finde deinen eigenen Weg, umgib dich mit ausgewählten Erinnerungen, die dir gut tun!
So wie es meine Oma für ihre Enkelin auch wollte. 

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